Erläuterung der Norm DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10
Bereits am 1. Oktober 2018 ist die überarbeitete Ausgabe der DIN VDE 0100-410, Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-41: Schutzmaßnahmen – Schutz gegen elektrischen Schlag, erschienen. Die neue Ausgabe ist als Fortschreibung der bereits seit vielen Jahren bestehenden Norm zu verstehen. Die Interpretation einiger Abschnitte war seit ihrem Anwendungsbeginn eine Herausforderung.
Somit bestand die Notwendigkeit, eine einheitliche Auslegung des Normentextes zu erreichen. Die an der Norm beteiligten Fachleute in den entsprechenden Normungsgremien haben diese Unsicherheit zum Anlass genommen, technische Klarheit herbeizuführen. Entsprechende Informationen sind auf der Homepage der DKE unter www.dke.de/konzept-0100-410 zu finden.
Insbesondere wurden die Anforderungen an die Schutzmaßnahmen "Automatische Abschaltung der Stromversorgung" und "Doppelte oder verstärkte Isolierung" sowie an den "zusätzlichen Schutz" überarbeitet.
In der DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10, 411.3.3 wird der zusätzliche Schutz durch RCDs IΔn ≤ 30 mA auch für die Steckdosenstromkreise von IT-Systemen gefordert, wenn bei einem ersten Fehler ein Fehlerstrom Id von > 15 mA fließen kann.
Die normative Forderung zur Verwendung von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) für Steckdosen in Endstromkreisen nach Abschnitt 411.3.3 wird für IT-Systeme durch die folgende Forderung eingeschränkt:
„Dieser Unterabschnitt gilt nicht für IT-Systeme, bei denen der Fehlerstrom im Falle eines ersten Fehlers 15 mA nicht überschreitet.“
Bei den in Deutschland üblicherweise errichteten IT-Systemen bleibt der Fehlerstrom im Falle eines ersten Fehlers deutlich unterhalb von 15 mA, so dass der Einsatz von RCDs in Steckdosenstromkreisen nicht erforderlich ist und als „Schaltendes Schutzorgan“ nicht wirken kann (RCDs weisen einen Bemessungsdifferenzstrom von IΔn ≤ 30 mA auf).
Auch wenn hohe Ableitkapazitäten auftreten sollten, findet sich in DIN VDE 0100-530 (VDE 0100-530):2018-06 im Abschnitt 538.4 der folgende Hinweis: „Bei Verwendung in Wechselstrom-IT-Systemen wird empfohlen, richtungsselektive Differenzstrom-Überwachungseinrichtungen (RCMs) zu verwenden, um ungewollte Meldungen von hohen Ableitströmen zu vermeiden, wenn hohe Ableitkapazitäten hinter dem Einbauort des Wandlers der Differenzstrom-Überwachungseinrichtung (RCM) zu erwarten sind.“ Richtungsselektiv bedeutet in diesem Fall, die Fähigkeit zur Differenzierung zwischen versorgungsseitigen und verbraucherseitigen Differenzströmen. – Die Forderung der Richtungsselektivität kann ein RCD nicht erfüllen.
Die DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2018-10, Abschnitt 411.6.3 verlangt an dieser Stelle die Installation einer Isolationsüberwachungseinrichtung (IMD), um den ersten Fehler so früh wie möglich zu erkennen bzw. zu melden, sowie die schnelle Lokalisierung durch eine Einrichtung zur Isolationsfehlersuche (IFLS), bevor ein zweiter Isolationsfehler auftritt. Mit dieser Empfehlung kommt die Norm einem doch sehr einfachen Gedanken nach: Wenn ein erster Fehler auftritt, ist die schnelle Fehlerortung die logische Konsequenz. Nur so ist eine zügige Beseitigung möglich.
Eine frühzeitige und präzise Fehlerlokalisierung, sehr niedrige Erstfehlerströme und die damit verbundenen positiven Konsequenzen sowie keine ungeplanten Betriebsunterbrechungen und damit eine deutlich höhere Verfügbarkeit – all dies sind anlagenspezifische Vorteile, die bei der Anlagenplanung Berücksichtigung finden sollten und sich bei der späteren Betriebsführung als äußerst nützlich erweisen. Im Fall eines ersten Fehlers führt dieser nicht zu gefährlichen Betriebszuständen. Isolationsfehler werden erkannt, bevor sie entstehen. Der Einsatz eines IT-Systems spart somit nicht nur Kosten, sondern erhöht auch deutlich die Sicherheit – denn Sicherheit ist nicht diskutierbar.
Gerne erarbeiten wir ein Sicherheitskonzept für Ihre elektrische Anlage.
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